Sonntag, November 05, 2006

Amsterdam - Capital of Festivals

Amsterdam scheint es echt nötig zu haben. Jede woche ist irgendwo ein Festival. Den Überblick zu behalten, ist unmöglich, geschweige denn, alles mitzunehmen, was hier so passiert. Während man sich noch im Melkweg auf einer Party vergnügt, verpasst man drei Straßen weiter schon wieder das nächste Filmfestival, und zwei Tage später gibt auf der anderen Straßenseite schon wieder eine neue Ausstellung...
Diesen Samstag war die Museumnacht - 40 Museen und ähnliches, 26000 Besucher, Kultur ohne Ende! Das Spektakel sollte man sich nicht entgehen lassen, und mit vergünstigten Eintrittskarten für 10 Euro das Stück waren ich und noch 59 andere Erasmus-Studenten mit von der Partie. In kleinen Gruppen sind wir dann losgezogen, um uns irgendwie durch das dicke Programm zu arbeiten.

Im Rijksmuseum geht es los, wo es neben den alten Meistern einen Schoko-Springbrunnen und Cocktails und Häppchen gibt. Für dieses Museum braucht man aber Zeit und Muße, von daher gehen wir schnell weiter und nehmen uns vor, mit etwas mehr Zeit an einem anderen Tag wiederzukommen.Die Magd mit dem Milchkrug, Johannes Vermeer

Unser nächstes Ziel heißt Foam - Fotomuseum Amsterdam. Innendrin stylisch-minimalistische Einrichtung, gute Fotos, unten legt ein DJ guten Techno auf und oben findet sich unter anderem eine Ausstellung mit Bildern aus Marseille, unterlegt mit feinster Musik von IAM. Sehr gut! Auch dies ein Ort zum Wiederkehren. Vom Foam aus geht es dann erstmal zu einer portugiesischen Synagoge aus dem Jahr 1670, der ältesten und größten in Amsterdam. Nach einer langen Schlange und Sicherheitskontrolle mit Metalldetektor kommt man in den Vorhof der Synagoge. Dort gibt es Falafel für 5 Euro und einen Alleinunterhalter, der jüdische Musik mit vorprogrammierten Beats auf dem Keyboard spielt und dazu singt. Wie aus dem Bilderbuch. Die Stimmung ist gut, und schon bald tanzen die ersten Männer ausgelassen im Kreis und versuchen, die Umstehenden mitzureißen.

Im Innern der Synagoge erwartet uns eine fast schon erhabene Atmosphäre, und trotz der Menschenmassen strahlt der große Raum diese für Kirchen typische Ruhe aus - es gibt kein künstliches Licht, der Raum ist erleuchtet von hunderten von Kerzen. Dankbar nehmen wir das unausgesprochene Angebot an und setzen uns ein wenig, um zu verschnaufen. Schließlich haben wir noch einiges vor.
Gestärkt und ausgeruht begeben wir uns auf den weiteren Weg. Auf dem Weg zu unserem Endziel kommen wir am botanischen Garten vorbei und beschließen, einen Blick reinzuwerfen.

Die verschlungenen Wege laden zum Lustwandeln ein, und so spazieren wir ein wenig durch den nächtlichen Garten, vorbei an erleuchteten Bäumen und zwei Lagerfeuern, wo wir uns ein wenig niederlassen. Im Hintergrund hört man die gedämpften Beats aus dem Gewächshaus, wo bereits getanzt wird. "Schön hier!", lautet das einhellige Fazit.
Von dort aus steuern wir dann das Architekturmuseum an, was sich aber als eher trocken herausstellen soll. Die Ausstellung ist auf das Jahr 1986 und damit auf das Gründungsjahr des Museums beschränkt. Wir gehen recht schnell weiter, zum Schifffahrtsmuseum. Anfangs eher skeptisch, macht sich schnell Begeisterung breit, als wir das Schiff betreten, einen Nachbau eines holländischen Ostindienseglers aus dem 17. Jahrhundert. Das komplette Schiff ist begehbar und so kriegen wir einen guten Eindruck der 'Reise'bedingungen auf so einem Kahn. 6 Monate auf See, mit 300 Mann an Bord. Von der Kapitänskajüte bis zum Laderaum besichtigen wir alles und verweilen schließlich noch ein wenig an Deck, wo eine Gruppe Seefahrer in traditioneller Kleidung traurige Seemannslieder singt und es so schafft, eine tolle Atmosphäre aufzubauen. Sehr liebevoll umgesetzt und somit auch eines der Highlights des Abends.


Wir sind fast fertig, wollen aber noch kurz ins Stedelijk Museum hinterm Bahnhof. Dort finden wir, in einer kargen minimalistischen Kulisse - wie es sich anscheinend für ein Museum für moderne Kunst gehört - Design für den Luftfahrtbereich und moderne Kunst, die die Grenzen meines Verständnisses sprengt.
Wir beschließen, das Museum Museum sein zu lassen und begeben uns nach nebenan in die Schlange vor dem Club 11, sicher einer der coolsten Läden der Stadt. Nach 45 Minuten Warten kommen wir endlich rein und werden mit einem komplett bemalten Aufzug, in dem für die musikalische Einstimmung ein Ghettoblaster steht, zur elften Etage gebracht. Dort oben erwartet uns ein weitläufiges Areal mit gemütlichen Sitzecken, einem fantastischen Ausblick und guter Musik, alles recht stilvoll gestaltet und somit der perfekte Abschluss für einen Abend Kultur-Overkill. Als die Jungs um 5 Uhr Schluss machen, bin ich müde und zufrieden und trete mit meinen letzten Kraftreserven den Rückweg an.


2 Comments:

Anonymous Anonym meint...

Hey Joe,
das ist ja ein fun-fuckin´-tastic Trip durch Zeit, Raum, Sein und Design. Ist das Schiff von Dir ein Foto oder ist es ein Gemälde, z.B. vom alten Meister Joh. Vermeer?
Excellent!
Scotty, beam me up!
bye-bye
M. Red

19:44  
Anonymous Anonym meint...

hehehe...

habt das sex museum am hbf wohl nicht mitgenommen was?

12:06  

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