Samstag, Oktober 21, 2006

ADE/Major League




Das Wochende in Amsterdam steht ganz im Zeichen elektronischer Musik jeglicher Couleur. Das Spektakel heißt Amsterdam Dance Event (ADE) und ist angeblich das größte Clubfestival der Welt. Pressetext:
"The biggest club festival in the world with over 300 international DJs and artists in more than 30 of Amsterdam's finest venues, DJ cafés, record stores, lounges and art galleries. Presenting the broadest festival program in the electronic music scene with an abundance of new artists, new music and plenty of special program features."
Ein (langes) Wochenende lang machen also hunderte DJs und sonstige Aktivisten der elektronischen Musikszene Amsterdam unsicher. Das Programm erscheint endlos und die Wahl fällt schwer. Obendrein sind die Eintrittspreise haarsträubend, so dass man sich echt gut überlegen muss, wo man hingeht, kommt doch unter 15 Euro Eintritt so gut wie nirgendwo rein. Für mich aber fiel die Wahl nicht allzu schwer - schließlich sollten sich am Samstag im Melkweg die Jungs von Pendulum die Ehre geben.
Die Australier, die mittlerweile wohl ein neue Heimat in London gefunden haben (was für Drum'n'Bass-Artists ja auch nicht verwunderlich ist), sollten im Herzen von Amsterdam mit Unterstützung einiger holländischer DJs und der famosen Black Sun Empire-Crew einen langen Abend lang das Publikum mit exzellentem, kanllhartem Sound versorgen. Als wir um 23 Uhr eintrudelten, war der Abend noch jung und die Tanzfläche überschaubar. Innerhalb kürzester Zeit füllte sich der Laden aber bis auf den letzten Platz, und bevor man es eigentlich realisieren konnte, war die Party im vollen Gange. Unterstützt von einigen MCs sorgten Dreazz, Harsh und Pamb für das Warm-Up-Programm, das seinem Namen alle Ehre machte! Als Pendulum um 1.30 Uhr erschienen, war der Laden am Kochen.

Frenetisch gefeiert, begann der harte Teil des Abends. Nicht, dass die Jungs vom Warm-Up nicht schon ordentlich geknüppelt hätten, aber bei Pendulum wurde nochmal ein Gang höher geschaltet und dei Jungs haben zwei Stunden lang gespielt, wofür sie bekannt waren - knallharter, kompromisslos straighter Synthie-Sound. Ins Set verwoben waren auch einige Hits der Jungs selbst, was die Menge stets mit ausgelassenem Jubel belohnte. Tarantula, Slam, Another Planet und natürlich als Höhepunkt der Voodoo People-Remix. Spätestens jetzt gab es kein Halten mehr, und der Laden war bis zur Eingangstür am Tanzen. Randgebiete mit etwas ruhigeren Zeitgenossen oder Chill-Out-Zonen gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Auch wenn ich ein zwei Tracks vermisst habe - Masochist! - hinterließen die Jungs echt einen bleibenden Eindruck.

Eigentlich war jetzt schon Schluss. Auf jeden Fall für mich. Ohne den günstigen Platz unter der Lüftung und einigen Gläsern Wasser von der Theke - als Abwechslung zum sündhaft teuren 0,2-Liter-Wasserbier für 2,10 Euro - hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon lange aufgegeben. Black Sun Empire allerdings stellte sich als ein triftiger Grund heraus, einfach mal weiterzumachen und die letzten Kräfte zu mobilisieren. Nach dem massiven, manchmal etwas zu bombastischen und simplen Drum'n'Bass aus dem Hause Pendulum haben die Jungs von BSE nochmal etwas andere Töne angeschlagen. Weniger Achterbahn-Synthies und mehr trockene, reduziertere Grooves, die aber trotzdem oder gerade deswegen ordentlich reingehauen haben. Einige Tanzeinlagen später war dann allerdings wirklich Schluss, und so habe ich mir den Rest der Show als passiver Beobachter zu Gemüte geführt.
alle Fotos sind von www.majorleague-dnb.com

Um 5 Uhr war es dann auch offiziell vorbei, und alle verließen erschöpft und glücklich die Milchstraße, um sich von dort aus über den Rest der Stadt zu verteilen. Der Rückweg war wie immer hart und lang, aber irgendwie bin ich angekommen und nach einer Portion Tortelli - mit Feta überbacken, mmmhh! - recht schnell eingeschlafen. Das soll erstmal reichen für dieses Wochenende.